Keine neuen Bettenburgen auf der Insel Usedom!
Der Ausbau touristischer Übernachtungsangebote in Hotels, Pensionen, Ferienhäusern, Ferienwohnungen und Apartments auf der Insel Usedom hat sich in den vergangenen Jahren ungemindert fortgesetzt. Die Reiseverkehrsstatistik des Landes Mecklenburg-Vorpommern registrierte 2021 für Usedom 813.000 Gästeankünfte. Zu diesen Zahlen müssen noch einmal alle Gäste in den vielen nicht-gewerblichen und kleineren Unterkünften (unter 10 Betten) hinzugerechnet werden; sie machen immerhin ca. ein Drittel aller Übernachtungsmöglichkeiten auf der Insel aus. Hunderttausende Tagesreisende, die jedes Jahr die Insel besuchen, sind noch nicht eingerechnet.
Kein Zweifel: Der Tourismus schafft Arbeitsplätze und Freizeitmöglichkeiten, von denen auch die Einwohnerinnen und Einwohner profitieren. Aber inzwischen sind die Grenzen des Wachstums erreicht! Wir können nicht weiter den immer neuen Investitionen in Bettenburgen und Ferienparks tatenlos zuschauen:
- Die Verkehrsbelastung nimmt zu. Jeder kennt und fürchtet die wiederkehrenden Verkehrsinfarkte in den Sommermonaten auf den Hauptverkehrswegen. Das führt zu langen Fahrzeiten und steigender Abgasbelastung. Parkplätze sind kaum zu bekommen.
- Die Bebauung zerstört die Natur. Immer mehr Wälder werden abgeholzt und landwirtschaftliche Flächen zerstört, um Platz für neue Ferienparks zu schaffen. Uferzugänge werden abgesperrt, um gut zahlenden Gästen exklusiven Wasserzugang verkaufen zu können. Flächen werden versiegelt, um Parkraum zu schaffen.
- Wohnraum wird knapper und teurer. Bauland ist kostbar geworden und damit zunehmend unbezahlbar für Normalverdienende. Preise von einer Million Euro und mehr für den Kauf einer 100 qm2 Wohnung sind in den Seebädern keine Seltenheit mehr. Der Markt für bezahlbare Mietwohnungen ist leergefegt. Immer mehr Häuser und Wohnungen werden in Ferienquartiere und Zweitwohnsitze umgewandelt. Dauerwohnungen werden dadurch dem Markt entzogen. „Sylter Verhältnisse“ wollen wir nicht!
- Die Wasserversorgung erzwingt hohe öffentliche Investitionen. Der Bau weiterer Wasser- und Abwasserkapazitäten, um den wachsenden Bedarf durch neue Ferienanlagen zu decken, wird über die Gebühren von uns allen bezahlt.
- Viele Usedomerinnen und Usedomer fühlen sich nicht mehr zuhause. In den Seebädern halten sich im Sommer um ein Vielfaches mehr Touristen als Einwohner auf. Orte werden zunehmend von Ferienanlagen und Hotels dominiert. Selbst in Dörfern im Achterland gibt es mancherorts bereits wesentlich mehr Ferien- als Wohnhäuser. Im Winter sind die Dörfer dann ausgestorben.
Die Probleme sind uns allen bekannt. Studien deuten darauf hin, dass sich mittlerweile die Akzeptanz des Tourismus in der Bevölkerung Usedoms verringert. Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung an Entscheidungen, die Bedeutung für die Tourismusentwicklung haben, fehlen.
Dennoch wird unvermindert geplant und gebaut. Weitere große Projekte sind zum Beispiel in Kamminke oder Peenemünde/Karlshagen in Vorbereitung. Wir fordern daher einen sofortigen Stopp neuer Planungen und Genehmigungen für weitere touristische Anlagen. Auch fordern wir die inselweite Koordination touristischer Planung, um in der Zukunft die Insel als gemeinschaftlichen Tourismusraum zu entwickeln, anstatt weiter im ungesunden Konkurrenzdenken der Gemeinden zu verharren. Das jüngst erstellte Raumentwicklungskonzept Usedom 2021-2030 bietet hierzu geeignete Vorschläge (https://www.rpv-vorpommern.de/projekte/verkehr/raumentwicklungskonzept-verkehr-tourismus-und-leben-in-der-region-insel-usedom).
Was muss getan werden?
Wir fordern unsere Gemeindevertretungen auf:
- ihre Flächennutzungs- und Bebauungspläne dahingehend fortzuschreiben, dass keine weiteren Ferienunterkünfte ausgewiesen werden;
- Wohnraumerhaltungssatzungen nach dem Vorbild der Gemeinden Stolpe auf Usedom und Zinnowitz zu verabschieden, in denen verfügt wird, dass bestehender Wohnraum nicht mehr ohne Genehmigung der Gemeinden in Ferienhäuser und Ferienwohnungen umgewandelt werden darf;
- sich zusammen mit den anderen Gemeinden der Insel auf eine verbindliche Struktur gemeinsamer Planung (z.B. Zweckverband) zu einigen und sich zum gemeinsamen Handeln zu verpflichten.
Wir fordern vom Landkreis Vorpommern-Greifswald:
- keine weiteren Flächen per Änderungsverordnung aus dem Landschaftsschutzgebiet Insel Usedom und Festlandgürtel zu schneiden, um Platz für neue Tourismusgebiete zu schaffen.
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen dem Rechnung tragen. Es besteht Reformbedarf beim Baurecht und Naturschutz. Z.B. sind größere Uferabstände beim Bauen an Ufern und Kliffs nötig.
Unterschreiben Sie den Aufruf Bettenstopp Usedom
Die SPD Insel Usedom führt eine Unterschriftensammlung durch, um ihrer Forderung nach Bettenstopp auf allen politischen Ebenen Nachdruck zu verleihen. Die Unterschriften werden genutzt, um zusammen mit den Abgeordneten in den Gemeindevertretungen, im Kreistag, Landtag und im Bundestag den genannten Forderungen Nachdruck zu verleihen.